Rechtspopulismus - wie gehen wir damit um?
Darüber diskutierten der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse mit Caritasdirektorin Ulrike Kostka und Henning Flad von der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus im betterplace Umspannwerk, Berlin. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Jens-Uwe Scharf, Leiter der Abteilung Gesundheits-, Sozial- und Fachpolitik im Caritasverband für das Erzbistum Berlin.
Wolfgang Thierse betonte dabei, dass Rechtspopulisten keine homogene Gruppe seien. Neben ideologisch verfestigten Rechtsextremisten, die sich in Filterblasen radikalisiert haben und für Diskussionen nicht zugänglich seien, gibt es auch Menschen, die aus persönlicher Wut und Enttäuschung "protestwählen". Sorge bereitet die steigende Aggressivität in der sehr diversen Szene der Corona-Gegner und -Leugner, so Thierse. Ulrike Kostka machte deutlich, dass populistische Aussagen oft durch direkte Erfahrungen in der Praxis am besten widerlegt werden können. Problematisch sieht Henning Flad, dass Rechtspopulismus in der Kirche inhaltliche Anknüpfungspunkte bei Genderthemen und Familienbildern findet.
Die Kirchen seien aber auch Ziel rechtspopulistischer Angriffe und Diffamierungen. Gemeinsame Haltung war, dass Kirche und ihre Caritas nur Teil der Lösung seien können, wenn sie sich auch als Teil des Problems begreifen. Es gehe darum, Probleme auch offen innerkirchlich zu benennen, um sie dann angehen zu können. In der persönlichen Begegnung gehe es darum, Person und Meinung zu trennen. Einer rechtspopulistischen oder -extremen Aussage kann und muss klar widersprochen werden, ohne den Respekt vor der Person zu verlieren.