Brückenbauer, Initiatoren und Wegbegleiter
"Ein Höhepunkt ist unser Spiel: Feuerball." Marco Wölbling hält sein Laptop in die Runde, darauf ein Foto einer brennenden Kugel auf Kopfsteinpflaster. "Die Kinder stehen im Kreis, und wer sich traut, spielt die Kugel einem anderen zu", erklärt der Mitarbeiter von TEO die spektakuläre, aber ungefährliche Methode. Es führt bei den "Tagen ethischer Orientierung" auf das Thema "Herausforderungen und Grenzen" hin.
Wölbling und Hanna Böllner sind nach Brandenburg an der Havel gekommen, um bei Schulsozialarbeitern für TEO zu werben. Im Caritas-Jugend-Club am Trauerberg CaT stellen sie den mehrtägigen erlebnispädagogischen Workshop für fünfte bis achte Klassen an staatlichen Schulen vor. In der Stadt Brandenburg arbeiten sieben Schulsozialarbeiter der katholischen Caritas an insgesamt acht staatlichen Schulen, fünf Grundschulen, zwei Gymnasien und ein Oberstufenzentrum. Sie könnten das Angebot vom Diözesanverband des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) an ihren Schulen bekannt machen, so die Hoffnung von Wölbling und Böllner.
Das Treffen vermittelt haben Bernadette Feind-Wahlicht und Michael Haas-Busch und damit die neue Arbeitsstelle "Caritas im Pastoralen Raum" der Caritas im Erzbistum Berlin, die im Rahmen des Pastoralen Prozesses "Wo Glauben Raum gewinnt" entstanden ist. "TEO als Angebot des BDKJ konnte ich bei einem Seminar im Oktober kennenlernen. Sie suchen eine engere Bindung an Pastorale Räume", erzählt Haas-Busch. Und Feind-Wahlicht führt weiter aus: "Nur wenige Tage später besuchte ich die Caritas in Brandenburg und bekam mit, welch tolle Arbeit die Schulsozialarbeiter hier leisten." Schließlich galt es nur noch eine Brücke zu schlagen zwischen den beiden Orten katholischen Engagements in der Gesellschaft.
Vernetzung über etablierte Grenzen hinweg
Vernetzungsarbeit bildet eine der zentralen Aufgaben von "Caritas im Pastoralen Raum". Haas-Busch und Feind-Wahlicht sind momentan im Erzbistum viel unterwegs, knüpfen Kontakte und bauen Brücken zwischen Pastoralen Räumen, Einrichtungen der Caritas und anderen kirchlichen Partnern. Sie zeigen mit ihrer Arbeit, "Caritas ist Kirche und wirkt als solche in die Zivilgesellschaft hinein", erklärt Haas-Busch, "sie ist für alle Menschen da, die in einem Viertel, einer Stadt, einer Region leben." Wie die Schulsozialarbeiter richte sie sich an alle, egal ob katholisch oder nicht, und bezeuge damit, wofür Kirche steht: Nächstenliebe.
Sich ebenso der eigenen Lebensumgebung jenseits der Kirchentür, dem sogenannten Sozialraum, stärker zu öffnen, darin unterstützt die Arbeitsstelle "Caritas im Pastoralen Raum" Pfarreien und katholische Gemeinden. Sie komme gerne in die Pastoralen Räume, um bei einer Erkundung des Sozialraumes zu helfen, erklärt Feind-Wahlicht, zum Beispiel mit einem eigens erstellten Material "Den Pastoralen Raum entdecken".
"Wir ermutigen dazu, einmal selbst rauszugehen und sich mit einem Angebot wie "Eine Tasse mit Gott" auf den Marktplatz oder vor den Supermarkt zu stellen", nennt Feind-Wahlicht ein Beispiel, "um einmal nur da zu sein und zuzuhören, wahrzunehmen, was die Menschen bewegt." Aus den Ergebnissen könnten in einem zweiten Schritt, begleitet durch "Caritas im Pastoralen Raum", sozial-diakonische Initiativen oder gar eine sozial-diakonische Kirchenentwicklung vor Ort angestoßen werden.
Blick für den Sozialraum schärfen
Umgekehrt nimmt sich "Caritas im Pastoralen Raum" den Anfragen von Seiten der Caritas an. Noch immer sei es an einigen Orten schwierig, dass sich katholische Caritas und katholische Pfarrgemeinden annähern, so Haas-Busch. Da störe der Pfarrei auf der einen Seite die geringe Zahl an katholischen Mitarbeitern in einer Caritaseinrichtung, die Caritaseinrichtung auf der anderen fehle es wiederum an personellen und zeitlichen Kapazitäten, um sich intensiver auf den Pastoralen Raum und dessen Dynamik einzulassen. In solchen Situation verstehen sich Haas-Busch und Feind-Wahlicht als Übersetzer und Fortbildner, um Missverständnisse auszuräumen und füreinander zu sensibilisieren.
"Wir sind Initiatoren und Wegbegleiter, alles andere liegt weiterhin in den Händen der Menschen vor Ort", beschreibt Haas-Busch die Position von "Caritas im Pastoralen Raum". So bereitet Feind-Wahlicht auf Anfrage eines Bezirksbeauftragten der Caritas eine Tour durch einen Pastoralen Raum vor, um die Mitglieder der Kirchengemeinden für die Arbeit der dort aktiven Suchthilfe zu sensibilisieren. Oder Haas-Busch stößt an, dass sich Caritas-Krankenhaus und Pfarrei verständigen, inwieweit am Tag der offenen Tür der Sonntagsgottesdienst der Gemeinde im Krankenhaus gefeiert werden kann.
Am Ende der Präsentation von Wölbling und Böllner zeigt sich Schulsozialarbeiterin Stephanie Hofmann an TEO interessiert. Inhalt und Ablauf von TEO-Outdoor, dem Angebot für fünfte und sechste Klassen, findet sie insoweit gut. Der Anfang ist gemacht. Ob aber auch Lehrer ihrer Schule davon überzeugt sein werden, müsse sich jetzt erst noch zeigen.
Text: Alfred Herrmann